Flusskreuzfahrt braucht noch länger zur Erholung

“Der Weg zurück zur Normalität ist lang und hart!” Dieses Fazit zieht die IG River Cruise in ihrer Marktstudie zum Jahr 2022. Es gibt nur wenige neue Schiffe und Verschiebungen beim Alter der Passagiere, Reisepreisen und Buchungskategorien.

Normalerweise präsentiert die IG River Cruise ihre jährliche Studie zur ITB. Doch in diesem Jahr sei es viel schwieriger gewesen, verlässliche Zahlen für das Jahr 2022 zu eruieren und dann noch mit 2019 zu vergleichen. Außerdem wurde laut der Interessengemeinschaft der führenden europäischen Flusskreuzfahrt-Reedereien der Umfang der Umfrage verändert.

Der Erhebung zufolge zählten die auf dem deutschen Markt aktiven Anbieter 2022 319.977 Passagiere, die 2,3 Mio. Nächte an Bord verbrachten. Gegenüber 2021 sind das zwar Zuwächse von 75 beziehungsweise 70 Prozent. Aber die Zahlen bleiben noch deutlich hinter dem Vor-Corona-Jahr 2019 mit 541.133 Passagieren und 3,8 Mio. Passagiernächten zurück.

Die durchschnittliche Reisedauer lag mit 7,23 Nächten (2019: 6,95 Nächte) aber höher, was neben den Preiserhöhungen auch mit zum deutlichen Anstieg des durchschnittlichen Reisepreises auf 1740 Euro (2019: 1207 Euro) führte. Die Tagesrate lag im Schnitt bei 240,56 Euro, etwas niedriger als 2021 mit 253,65 Euro, aber wesentlich höher als 2019 mit 173,61 Euro. Angesichts steigender Preise buchten 59 Prozent der Kunden in der Standardkategorie, 2019 waren es 35 Prozent. Im Gegenzug nahm das Premiumsegment ab (23 statt 48 Prozent).

Altersschnitt ging wieder in die Höhe

Die Flussschiffahrt bemüht sich seit Jahren, mehr jüngere Gäste von dieser Reiseform zu begeistern. Dabei gab es aber zumindest 2022 einen Rückschlag. 69 Prozent der Kunden waren 66 Jahre oder älter, 2019 waren dies nur 49 Prozent. Einbußen gab es vor allem in der Altersklasse von 56 bis 65 Jahren, deren Anteil gemessen an der Zeit vor der Pandemie von 35 auf 18 Prozent schrumpfte.

Wichtigste Fahrtgebiete waren 2022 der Rhein mit seinen Nebenflüssen (36 Prozent der Passagiere), die Donau mit ihren Nebenflüssen (34 Prozent) sowie die französischen Flüsse mit 10 Prozent. Die größte Verschiebung im Vergleich zu 2019 gibt es bei den außereuropäischen Fahrtgebieten, auf die 11 (6) Prozent aller Passagiere entfielen.

Die Pandemie gab auch den Expansionsplänen einen gehörigen Dämpfer. Wurden 2019 noch 18 Neubauten auf europäischen Flüssen in Dienst gestellt, waren es 2022 gerade mal fünf: Die Amadeus Cara der österreichischen Reederei Lüftner Cruises, die Arosa Sena von Arosa Flusskreuzfahrten, die Emerald Luna von Emerald Waterways und die Viva One von Viva Cruises, die zur Schweizer Reederei Scylla gehören.

Nur vier neue Schiffe in Europa dieses Jahr

2023 kommen den Angaben zufolge auch nur vier Schiffe mit einer Kapazität von 720 Reisegästen im europäischen Fahrtgebiet hinzu: Die Alisa von Phoenix Reisen, die Amadeus Riva von Lüftner Cruises, die Viva Two von Scylla und die Thurgau Gold von Thurgau Travel. Weltweit sind es auch nur drei weitere Schiffe, die auf Mississippi, Mekong und Nil fahren.

Studie kann bestellt werden. Die jährlich erscheinende Studie “Der Flusskreuzfahrtmarkt” in deutscher Sprache kann gegen eine Gebühr von 185,00 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer und Versand oder als personalisierte PDF-Edition bei Sea Consult erworben werden.

Die Reedereien wurden für die Studie darüber hinaus nach den Auswirkungen des Fachkräftemangels gefragt. Auch hier zeigten sich Nachwirkungen der Pandemie, so der Verband. Der Mangel an Personal für die Hotelbetriebe auf den Schiffen habe “zu der einen oder anderen Betriebsunterbrechung” geführt. “Die Flusskreuzfahrt erholt sich langsam”, lautet das Fazit von Arno Reitsma, Präsident der IG River Cruise. Angesichts der wieder steigenden Passagierzahlen schaue die Branche dennoch optimistisch in die Zukunft.

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